Freitag, 30. Januar 2009

Jetzt ist es offiziell - Nachtrag zum Santa Cruz Driver 8

Kann man zu schnell sein? In meinem Fall: Ja!
Gestern schaute ich zur Präsentation des Driver 8 auf der Homepage von Santa Cruz vorbei - keine Spur von einem neuen Bike zwischen Bullit und V10. Heute dann auf Pinkbike die Sensation: viele viele Bilder von dem gestern präsentierten Bike. Hohe Qualität, schöne Details und eine wundervolle Rahmenfarbe. Man kann zu schnell sein.

Deshalb gibt es nun hier einen Nachtrag und einige weitere Informationen zu Santa Cruz's neustem Sahnestück. Nach wie vor ist die Rahmenform gewöhnungsbedürftig durch den nach hinten verlängerten Sitzdom, doch zeigen die Bilder eindeutig, wie viel schöner beispielsweise der Hinterbau im Vergleich zum Fräswerk des V10 geworden ist.

Außerdem gibt es einige weitere Informationen zu Geometrie und Rahmendaten. So verfügt der Rahmen über eine ISCG05 Aufnahme, ein 83mm Innenlager und einen 150mm Hinterbau für eine gute Kettenlinie.

Darüber hinaus hat Santa Cruz den Einsatzbereich weiter definiert. Gestern fragte ich mich noch, in wie fern dieses Bike ein Nachfolger für das VP-Free sein könnte. Nun die Antwort: das Bike ist eine DH-Park-Maschine, die auch für Backcountryausfahrten verwendet werden kann.
Ein echtes Whistler-Bike :)
Trotzalledem zielt sie auf den engagierten Nicht-Profi ab, für den das V10 schon immer ein bisschen zu viel des Guten war. Wer kann schon behaupten, einen Rahmen so zu fordern, wie die, für die er gebaut wurde?

Die Geometriedaten:

Um doch noch die Uphillfähigkeit zu unterstreichen: die Sitzposition in der ausgefahrenen Sattelstützenposition soll in etwa der eines Nomad entsprechen - da müsste es sich schon bergauf fahren lassen. Eile mit Weile. Hier im Bild schön verdeutlicht!

____________________________________________________________________
Additional Information:
Santa Cruz Driver 8 Produktseite
Wer auf die Bilder klickt, kann sie sich in groß anschauen!

Teile Teile Teile #1: NC-17 Stinger

Freeriden ist "in", Downhill auch. Wer die Federwege der Enduro-Klasse beobachtet, kann diese Erscheinungen in Zahlen schön nachvollziehen. Letztens habe ich sogar bei der Fahrt zur Arbeit (natürlich mit dem Bike) einen coolen Typen gesehen, der lässig mit seinem Cannondale Perp (180mm vorne/hinten) auf Tour unterwegs war. Zu gerne hätte ich ihn begleitet, um zu sehen, was er so alles mit seinem dicken Bike anstellt - fuhr ich doch ein 9,5kg Hardtail mit 63-108mm Federweg an der Front. Ich bin mir sicher, dass wir zusammen viel Spaß gehabt hätten! So reichte es nur für einen kleinen Talk an der Ampel.

Doch auch seinem Bike fand sich ein Teil, dass in Folge der stärkeren Freerideorientierung im Trend liegt: eine Kettenführung für zwei Kettenblätter. Schließlich wollen wir Mountainbiker trotz aller Freerideorientierung noch gemütlich bergan kurbeln können - wofür wir eben jene zwei Kettenblätter brauchen. Aus meinen Erfahrungen heraus ist eine Kombination von 22 und 36 Zähnen vorne in Kombination mit einer 11-28er Kassette vollkommen ausreichend für alles was kommen mag. Eventuell auch 26 Zähne vorne aber hey - kleinere Kettenblätter und Kassette sind einfach leichter als die großen. Also vielleicht doch hinten eine Rennradkassette mit 25 oder 26 Zähnen?
Wie dem auch sei - wer erfolgreich den Berg erklommen hat, will ihn sicher und schnell wieder gen Tal verlassen. In Zeiten von (zu Recht) immer tieferen Tretlagern lohnt sich ein Bashguard schon allein, um die feinen Kettenblätter zu schützen. Außerdem sieht er viel "freeridiger" aus als beispielsweise ein drittes Kettenblatt. Zur sinnvollen Kettenführung wird der Bashguard allerdings erst, wenn er mit einem Bauteil wie dem NC-17 Stinger kombiniert wird. Der Stinger wird wie eine Kettenführung entweder über die ISCG-Aufnahmen (Old oder 05, NC-17 bietet beider Standards an) oder die Innenlagerschale montiert. Eine verstellbare, zweistufige Rolle spannt dann die Kette zusätzlich und kann auf Kettenblätter zwischen 36 und 40 Zähnen eingestellt werden. Dadurch, dass die Rolle zweistufig, also mit zwei verschiedenen Durchmessern im Inneren, gebaut ist, kann sie auch bei Verwendung des kleinen Kettenblatts noch die gewollte, zusätzliche Spannung aufbringen.

Und schon ist das Komplettpaket Kettenführung fertig. Der Bashguard verhindert ein Abspringen der Kette nach außen, der Umwerfer hält im oberen Bereich alles auf Spur und der NC-17 Stinger spannt die Kette sauber um die Blätter und verhindert ebenfalls ein Abspringen nach innen. So kann dann der auf den Uphill folgende Downhill in vollen Zügen genossen werden - immer nach der Devise: "Und noch mal reintreten!"

Natürlich gibt es noch andere Führungen als die von NC-17, die mit zwei Kettenblättern umgehen können, doch sind diese entweder deutlich teurer oder eben deutlich weniger wertig. Für faire 30€ erhält man bei NC-17 ein schickes Bauteil "Made in Canada". Die Bauweise ist recht simpel und doch gerade dadurch effizient. Out of the box macht der Stinger einen hochwertigen Eindruck mit feinen Lasergravierungen und schon mit Schraubensicherung versehenen Schrauben, die bei Montage plan mit dem Boomerang abschließen. Die Rolle ist aus relativ hartem Plastik und läuft auf einem großen, gedichteten Lager.

Hinzu kommt, dass die Führung bei ISCG05 Standard und mit allen Montageschrauben gerade 103g auf die Waage bringt. Als Leichtbauer werde ich selbstverständlich prüfen, wie viel eine Carbonversion sparen könnte; jedoch wird diese mit Sicherheit die gleichen Steifigkeitswerte erreichen und nicht gleich fein verarbeitet sein. Also bleibe ich vorerst bei Alu.

In einigen Wochen werde ich dann hier meine ersten Testerfahrungen vorstellen - es wird einen ersten Review nach einigen Touren geben!

Somit kann es beruhigt weiter in Richtung Freeride gehen mit den Enduros. Jeder Mountainbiker will seinen Teil von der unbegrenzten Freiheit der Berge haben, oder? Wer will schon da hoch, wo alle anderen hoch kommen? Das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist immer grüner...

Klingt das so, als sei ich gegen den Freeridetrend? Keineswegs, besteht doch nur durch diesen Trend und meinen Cannondale-Freund aus Radolfzell-City die Chance, dass irgendwann Mountainbiken in der Natur, wo es herkommt und hingehört, kein "Verbrechen" mehr sein könnte!
____________________________________________________________________
Additional Information:
NC-17 Homepage

Donnerstag, 29. Januar 2009

Downsizing - Santa Cruz Driver 8

Still und heimlich hat Santa Cruz das VP Free als Freerider mit VPP-Hinterbau auslaufen lassen und bietet momentan in diesem Bereich nur das legendäre Bullit an. Vielen war klar, dass diese offene Lücke über kurz oder lang geschlossen werden müsste und tatsächlich - Santa Cruz erlaubte Photograph Victor Lucas einen kurzen Blick auf das neue Driver 8.

Wie der Name schon sagt wird es 8" Federweg haben - 203mm - und ein Freeride Bike sein. In Anbetracht der großen Ähnlichkeit zum V10 (254mm Federweg) liegt aber auch die Überlegung nahe, den Rahmen für etwas weniger ruppige DH-Strecken zu verwenden, wie sie z.B. zur diesjährigen Weltmeisterschaft in Canberra sein werden. Betrachtet man die gezeigte Ausstattung auch nur ein wenig genauer, macht diese Überlegung viel Sinn. Rock Shox Boxxer und ein Kettenblatt klingen eher nach DH als nach Alpen-Uphill.

Das Driver 8 soll aber mehr noch ein deutlich verspielteres Bike als das V10 sein und dank einer deutlich größeren Sattelstützenverstellbarkeit sogar bergauf noch fahrbar sein. Eben ein Nachfolger für das VP-Free.

Hier auf einen Blick die wichtigsten Details:
-203mm Federweg, geringeres Übersetzungsverhältnis
- VPP Hinterbau der 2. Generation
- Abschmiernippel und acht Lager im unteren Umlenkhebel für maximale Haltbarkeit
- oberer Umlenkhebel aus Carbon
- über 17cm Sattelstützenverstellbarkeit für den Uphill
- integriertes Schutzblech am Hinterbau (für den Dämpfer und den Link)
- 1.5" Steuerrohr
- Maxle Steckachse

Die Preise gibt es bislang nur in Dollar aber sie scheinen recht hoch zu liegen:
D8 frame Pulverbeschichtet mit Rock Shox Vivid 5.1 - $2,645
D8 frame anodisiert mit Rock Shox Vivid 5.1 - $2,845
____________________________________________________________________
Additional Information:
Santa Cruz Bicycles Homepage
gesehen auf Dirtmag.co.uk

Mittwoch, 28. Januar 2009

Post #100

Ein echtes Jubiläum kommt mit diesem, 100. Post auf diesem Blog.

Thema: Tonic Fabrication Bikes

Die kleine Firma aus Oregon produziert schon seit Jahren mit den schönsten Dirt Jump Rahmen, früher nur in 24" als Fall Guy, seit letztem Jahr auch das 26" Howie... Außerdem gibt es noch das Rennrad / Fixie namens "Supernaut".

Bisher gab es zu den schönen Teilen leider nur einen, sagen wir mal, alternativen Blog. Der gehört jetzt aber der Vergangenheit, und so gibt es auf der neuen Homepage tonicfab.com neben schöner Bilder auch noch mehr Infos zu den Bikes, als es früher der Fall war. Damals lasen sich die Daten zum Howie etwa so: Weight: Light Geometry: Tight Price: Right
Nicht schlecht, aber auch nicht sehr genau...

Die Startseite der neuen, arbeitsintensiven Homepage... Auf der News-Seite stellt Tonic klar, dass sie eine Bike-Firma und keine Internet-Nerds sind, bedanken sich bei allen, die bisher ein Rad bei ihnen gekauft haben, dafür, ihren völlig veralteten Netz-Auftritt toleriert zu haben und Geld an eines der "verworrensten Unternehmen der Welt" gezahlt zu haben...

Der Howie in all seinem Glanz... super kurze Kettenstreben, ultra saubere Optik, integrierter Steuersatz, schöne Farben...
Der Fall Guy mit seinen charakteristischen, gebogenen Sitzstreben
Und zuletzt noch der Supernaut - cleaner geht es nicht!

Nimm 3

Heute bei Nimm 3: Die meiner Meinung nach besten Alu-Dirtjump-Rahmen.

1. Cannondale Chase

405mm kurze Kettenstreben, in zwei verschiedenen Längen, super flache Front, stabil, schnörkellos, schön.

Ein 1.5" Steuerrohr sorgt für Steifigkeit, Stabilität und in Kombination mit einem flach bauenden Reducer-Steueratz für eine schön niedrige Front. Dazu sieht das ganze ziemlich schlicht und sauber aus. Wie es sich für einen Alu-Rahmen gehört, ist er schön leicht: 2,13kg in Größe M

Wie schon erwähnt: Schnörkelloser, kompakter Hinterbau mit sauberer Leitungsführung und vertikalen Ausfallenden - das erleichtert den Radausbau - Singlespeed ist aber nur mit dem Spezial Chase mit exzentrischem Innenlager, oder aber Kettenspanner bzw. Exzentriker-Innenlager möglich.

2. Santa Cruz Jackal
Die zweite Generation Jackal ist endlich richtig schlank geworden - trotzdem aber noch hart im nehmen und mit einer kompakten Geometrie versehen. Außerdem hat es richtig abgespeckt und wiegt jetzt nur noch 2,1kg
Das superkurze Joke ermöglicht eine minimale Kettenstrebenlänge von 381 mm (!)

Funktioneller und schöner können Ausfallenden kaum sein: Schaltung? Singlespeed? Egal! Die Scheibenbremse wird dabei mit verschoben, sitzt also immer perfekt. Auch ein schräg stehendes Hinterrad oder verrutschende Achsen wird es hier nicht geben. Und obendrein ist der Radausbau sehr einfach.
Der Jackal-typische Buckel ist weg. Aber schön wie der Rahmen ist, muss man ihn nicht wirklich vermissen...

3. Banshee AMP

Ich war nie ein Fan von Banshee, aber das AMP haut mich vom Hocker: Ein super sauberer, kompakter Rahmen, der außerdem sehr vielseitig und leicht ist.
Die Bilder zeigen es: Mit anderen Ausfallenden kann der Rahmen sowohl mit Schaltung, als auch als Singlespeeder aufgebaut werden und dadurch auf 4X oder Dirt-Jump angepasst werden.
An der Front kommt ein integrierter Steuersatz zum Einsatz, was neben einer cleanen Optik für eine niedrige Front und ein geringes Gewicht sorgt. Optimal: Trotz geringer Steuersatzbauhöhe lässt sich selbst eine Fox 36 unter dem Unterrohr durchdrehen!
Die ISCG05 Aufnahme ermöglicht außerdem die Montage von Kettenführungen, sollte man eine Schaltung verbauen wollen.
Warum Alu? Weil dieser Rahmen gerade einmal 2,0kg wiegt, und trotzdem jeder Vergewaltigung stand halten sollte...
Ob Alu beim Dirtbike Sinn macht? In Anbetracht dieser drei superschönen Rahmen auf jeden Fall, doch die ebenfalls netten Stahl-Alternativen gibt es in der nächsten Ausgabe von Nimm3

___________________________________________________
Die Chase-Bilder stammen von www.littermag.com dort gibt es noch mehr info zu aaron's bike
AMP Bilder von Sicklines und Banshee

Montag, 26. Januar 2009

Australian National Championships 2009

Unsere Strecken liegen unter Schnee begraben oder sind vereist und bretthart. In unseren Wäldern liegen von Sturm und Schnee geknickte Bäume, die Luft ist zu Kalt um sie atmen zu wollen.

All diese winterlichen Probleme gibt es in Australien nicht, und so traf sich die Downhillelite der Aussies an Canberras Mt. Stromlo, um die Nationalhelden im Downhill und Mountaincross zu küren.

Nachdem Yeti-Rakete Jared Graves am Samstag den MTX-Titel erracen konnte, waren alle auf den sonntäglichen Downhill gespannt.

Sam Hill, der nun kein Sonntagsrad mehr fährt und zusammen mit Team College Brendog am Start war, bestritt sein erstes großes Rennen auf seinem neuen Specialized und konnte trotzdem nicht mehr und nicht weniger als eine Top-10 Platzierung erreichen.

Die Ergebnisse:

1. Mick Hannah - 2:48.62
2. Jared Graves - 2:48.91
3 (tie) Ben Cory - 2:53.82
3 (tie) Amiel Cavalier - 2:53.82
5. Rick Boyer - 2:55.44
6. Bryn Atkinson - 2:55.77
7. Kaine Cannan - 2:55.94
8. Will Rischbieth - 2:56.15
9. Joshua Button - 2:57.10
10. Sam Hill - 2:57.53

_____________________________________________________________________________________
All images included in this post were taken by Demian Brech
Gefunden auf littermag.com

Sonntag, 25. Januar 2009

Santa Cruz Syndicate V10 - it's Showtime!

Nach einer überaus erfolgreichen Saison 2008 ist das Santa Cruz Syndicate Team drauf und dran, die Weichen für die kommende Saison zu stellen. Die Crew von Littermag.com war live dabei bei der Präsentation der Teamräder für 2009. Und gleich gab es einen neuen Prototypen zu sehen: die Bikes von Steve Peat und Greg Minnaar, die es gerne grob mögen und dazu recht schwer sind, verfügen versuchsweise über Rock Shox Vivid Dämpfer mit 241mm Einbaulänge. Der größere Dämpferhub soll das Federverhalten noch weiter verbessern! Von der Geometrie her ist nichts an den Räder verändert worden, um den beiden Fahrern die Möglichkeit zu geben, die Veränderungen am Hinterbau genau zu erFAHREN!

Da die Collegen von Littermag die Schnauze voll davon haben, immer die ersten zu sein und ihre signierten Bilder im Internet verteilt zu finden, verlinke ich für noch mehr Bilder und alles weitere auf ihre Homepage --> LITTERMAG - der einmalige Artikel Verstehen kann ich ihr Verhalten im Ansatz schon, allerdings habe beispielsweise ich immer auf Littermag hingewiesen, wenn ich von ihnen etwas übernommen habe... wenn das alle so machen würden, wäre das Problem aus der Welt, oder? I do support the ones bringing the content!


Santa Cruz Syndicate V10 Prototype Teaser from Litter Mag on Vimeo.

Mit Erlaubnis von Littermag gibt's hier aber schon mal ein kleines Video von Steve und Greg beim Einfahren ihrer neuen alten Bikes.

Samstag, 24. Januar 2009

Homegrown Tour

Zur Homegrwon Tour in der Wicked Woods Halle gibt es jetzt auf Freecaster folgenden clip zu sehen... enjoy...



Hendrik Tafel (Last) gewinnt mit cleanem, schönen Style. Pierre Grawitter zeigt eine ebenfalls saubere Performance und wird auf Platz 3 gejudged.
Anhand der tollen Location zeigt sich wieder ein Mal, dass in Sachen Hallen-Mountainbiken der Pott einmalig in Deutschland ist. Mithalten können da nur die Münchener mit DEM dubiosen secret Spot in Deutschland schlecht hin ;)

Wahre worte:

In Zeiten der Wirtschaftskrise lässt sich folgendes sagen:


Mit roten Zahlen kommt man nicht auf einen grünen Zweig.

(unbekannt)

Besserwisser

Die Firma Nokia hat früher Gummistiefel hergestellt.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Gefahren: Nicolai Ion G-Boxx II

Ein glücklicher Zufall wollte es so, dass an zwei der vier Tage meiner Sommerferien, die ich im Bikepark Winterberg verbrachte, auch das Team Nicolai anwesend war und seine Räder zur Probefahrt bereitstellte. Vom 10kg XC-Bike bis zum DH-Geschoss war jede Gattung vertreten, aus allen aber nur das Feinste und Schönste.

Da ich ja im Bikepark unterwegs war und von meiner Liftkarte gebrauch machen wollte, interessierten mich die Tourenräder zunächst eher weniger, meine Blicke wurden sowieso von genau einem Fahrrad am meisten angezogen: dem Ion G-Boxx II.

Über Getrieberäder hatte ich ja schon einiges gehört und gelesen, Greg Minaar wurde scheinbar auf einem Getriebebike, was hinterher gar keines war, Weltcup-Gesamtsieger, und so war ich mehr als neugierig die Vor- und Nachteile der Technik selbst erfahren zu können.


Kalle Nicolai gab persönlich noch einige Tipps, schließlich würde ich das Rad entjungfern, zum Thema Schalten, Schwerpunkt, weiß nicht was, aber ich wollte erstmal fahren. Zunächst einmal musste ich einige Meter Piste bergauf fahren, wozu ich den wunderschön gefrästen, sehr technisch anmutenden Drehgriff in Richtung leichter drehte. Was dadurch passierte, überrascht mich: Nichts. Wirklich nichts? Moment – doch – klar! Das treten fällt plötzlich deutlich leichter! Dieses Wunderding namens G-Boxx II hatte es also wirklich geschafft, unter Last den Gang zu wechseln, ohne das ich davon etwas gemerkt hätte. So beeindruckt fuhr ich erstmal zum Lift, immer wieder ausprobierend und nachspürend, ob nicht doch ein Ruck, ein Geräusch, einfach irgendetwas zu vernehmen sei. Vergebens. Die einzigen Geräusche, die ich vernahm, waren das sanfte schlürfen der Rock Shox Boxxer und des Vivid 5.1 Dämpfers, die für die Federung sorgten.


Immer noch in einer Stimmung überraschter Ungläubigkeit trat ich also in die feinen NC17 Sudpin III S-Pro Pedale, um mich den Downhill des Winterberger Bikeparks hinab zu befördern. Dieser hatte mich am Tag zuvor mit seinen Bremswellen, Wurzeln, Steinen und Sprüngen ab und an etwas genervt und ich war gespannt, wie das Fahrwerk diese Rüttelpiste besänftigen würde.

In einem Wort: Beeindruckend.


Um das ganze etwas auszuführen: Während der gesamten Abfahrt umgab mich diese angenehme Atmosphäre, nur weiche Reifen, arbeitende Federung und der Freilauf, ganz ohne störendes Geklappere. Ich denke im Video ist das recht gut nachzuvollziehen. Bremswellen? Welche Wellen? Stöße? Das einzige was ich noch wahrnahm, waren Kurven, G-Kräfte und Endorphine.


Unglaublich, ein wie viel höheres Tempo das Getriebe allein dadurch erlaubt, dass zu jedem Zeitpunkt ohne Antriebseinflüsse getreten werden kann! Der Gang sitzt immer, die Mechanik arbeitet so seidenweich und perfekt, die Übertragungseffizienz täuscht dicke Oberschenkel vor! Im Lift erinnerte ich mich dann an Kalles Tipp: Vor der Kurve aufhören zu treten, ein leichter Dreh am Shifter und am Kurvenende einfach rein treten und rausfeuern. Das zu Herzen genommen waren die nächsten Abfahrten nochmals deutlich schneller, sodass die Sprünge mit viel Geschwindigkeit genommen werden konnten und mir in der Luft nur eines auffiel: Handlich! Das lässt sich ja fast so leicht bewegen wie mein 12kg Hardtail!


Wie kann das bei 19,5kg sein? Das Zauberwort heißt in diesem Fall: Schwerpunkt. Dämpfer und Getriebe sitzen sehr zentral, am Hinterrad fehlen Ritzel, Schaltwerk und Freilauf. Diese Massenverteilung ist nicht nur beim Springen, sondern auch in Kurven sehr spaßfördernd…

Schweren Herzens habe ich das Bike dann doch wieder abgegeben und, die Antwort schon fürchtend, nach dem Preis für so viel wow gefragt.

Die Antwort war: „Nicht ganz billig.“ Passender wäre aber eigentlich gewesen: Angemessen. Denn der Mehrpreis gegenüber einem Specialized, Norco oder ähnlichem ist zum einen nicht so gigantisch, zum anderen aber deutlich sicht- und vor allem spürbar! Der strotzt nur so vor Liebe zum Detail und Ingenieurskunst – handgemacht in Lübbrechtsen – und verfügt über ein innovatives, beeindruckend funktionierendes Federungs- und Schaltkonzept. Obendrauf gibt es eine gute Portion Individualität und Extralove.

Ein Ford fährt mich ja auch von A nach B – und trotzdem würde ich einen perfekt verarbeiteten Golf vorziehen. Oder einen Porsche. Nur dafür müsste – und würde ich auch – etwas mehr bezahlen.


Fazit: Das Ion und seine G-Boxx haben für mich den Beweis erbracht: Im Bikepark gibt es nichts großartigeres als ein Getriebe: übergangslose Schaltvorgänge, keine Antriebseinflüsse und der zentrale Schwerpunkt haben mich restlos überzeugt. Außerdem punktet das System durch Wartungsarmut, Rennradkassettenähnlicher Übersetzung und Sturzresistenz. Der Nachteil des objektiv höheren Gewichtes verschwindet sogar für mich als Leichtbauer in Anbetracht meiner subjektiven Wahrnehmung. Erstaunlich aber wahr. Aber genau das ist ja auch die G-Boxx selbst.


Kleine Anmerkung: Die geschilderten Fahrberichte sind natürlich zu 100% subjektiv. Alles in allem war das Ion das Fully, das mir am meisten Spaß gemacht hat, dabei muss es sich folgender von mir gefahrener Konkurrenz stellen: Nicolai Ion ST, Nicolai Helius FR, Rotwild RED ONE und TWO, Balfa BB7, Fusion Whiplash, Kraftstoff DH, Specialized Big Hit und Ghost World Cup DH…


Youtube video, Musik by Chris Velan - 20 year flood, Filmed and Edited by Tobias Stahl





Für hohe Qualität einfach unten rechts im Wiedergabefenster das Menü ausklappen und auf HQ klicken! Viel Spaß :)