Mittwoch, 13. Mai 2009

Open Trails - Pro-MTB Demo in München am Samstag, 25.04.2009

Bericht, Bilder und Video - alles aus einer Hand

München versteht es, sich an einem schönen Aprilwochenende im besten Licht zu präsentieren. Wie der Stadt geht es auch den Mountainbikern, die sich am 25.04.2009 zu einer Demonstration im Herzen der Stadt aufmachten. Mit den Alpen im Rücken und der strahlend warmen Sonne auf den verschiedensten Outfits sind Jung und Alt, Groß und Klein auf dem Weg zum Marienplatz um allen zu zeigen, dass es an der Zeit ist, das Mountainbiken nicht nur in München, sondern überall in Deutschland zu unterstützen.



Nach der kurzfristig angekündigten und rasch vollzogenen Zerstörung des Bombenkraters am 16. März 2009 ist es notwendig geworden, für unseren Sport auf die Straße zu gehen. Zwar schmückt sich die Stadt München gerne mit ihren weltweit hervorragend fahrenden Mountainbikern, ist jedoch bis zuletzt nicht gewillt gewesen, den Mountainbikern auch ihre Trainingsmöglichkeiten einzuräumen. Dabei spricht diese Sportart wirklich alle an. Wer am frühen Nachmittag mit offenen Augen durch die Fußgängerzonen hin zum Marienplatz geschlendert ist, traute seinen Augen kaum. Zwischen 12 und 75 Jahren sind sie alle gekommen, ob auf Dirtbikes oder Rennrädern, Downhillfullies oder Tandems, Leichtbauwundern oder Stahlpanzern. Rasierte Beine stehen neben vollbärtigen Fixiefahrern, Hip-Hop Outfits mischen sich zwischen Lycra-Anzüge und einträchtig reihen sich Fullfacehelm, Dirtschale und Rennradmütze nebeneinander. Schnell wird dabei klar: Hier geht es nicht nur um das Mountainbiken oder gar nur den in 20 Jahren geschaffenen und nun zerstörten Bombenkrater – hier geht es um das Fahrradfahren in Deutschland, einen ökologisch höchstverträglichen Freizeitsport für alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Genau dieser Eindruck kann auch auf den Gesichtern der zufällig vorbeilaufenden Nicht-Mountainbikern abgelesen werden: Sie fragen sich, warum denn eigentlich für so etwas Selbstverständliches demonstriert werden muss. Auch sie verfolgen die Kundgebung mit regem Interesse, unterhalten sich mit den Bikerinnen und Bikern und spenden beherzten Beifall für die logischen Forderungen. Vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern scheint gar nicht bewusst zu sein, wie schwer es den sport- und ausgleichsuchenden Zweiradfahren in Deutschland gemacht wird. Dabei muss niemandem erklärt werden, wie gut die Gemeinschaft beim Sport den Jugendlichen in ihrer menschlichen Entwicklung und den Erwachsenen beim Erhalt ihrer Gesundheit tut. Verstanden zu haben scheint dies der Deutsche Kinderschutzbund, der zwar bedeutend weniger Mitglieder als die Tierschutzvereine hat, jedoch die gesamte Aktion unterstützt, da unsere Kinder unser größtes Kapital sind. Eine solche Unterstützung wäre auch von Seiten der Kommunen wünschenswert. Genau auf diesen Punkt arbeiteten die verschiedenen Redner auf der Bühne hin - was uns fehlt ist schlicht und ergreifend eine legale Fläche. Ist ein legaler Spielraum erst gefunden, schaffen die Mountainbiker selbst ihre Trails in anstrengender, gemeinschaftsstiftender Handarbeit. Schon lange gilt unter Bikern der Grundsatz, dass nur wer baut auch fahren darf. Und die Biker brauchen gar nicht viel Platz – der Bombenkrater war nicht wirklich größer als ein Fußballplatz und doch schien schon das zu viel des Guten zu sein. Kann das sein? Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit? Zu Recht wurde am Samstagnachmittag darauf hingewiesen, dass der Zweiradsport neben den körperlichen Funktionen auch die gesellschaftliche Entwicklung in Schuss hält: Die Jugendlichen lernen sich in die Projekte zu integrieren und ihre Kraft sinnvoll und fern ab von Computern, Spielekonsolen und TV-Trash einzusetzen. Während in den Turnvereinen der frühen Jahre noch ernsthaft politisch gebildet wurde, bieten die Sportvereine heute die Chance, die Gemeinschaft zu stärken und ihre Ideale, die immer stärker erodieren, zu schützen, zu festigen und nicht zu letzt zu leben.
An diesem wunderschönen Apriltag haben die Mountainbiker aller Richtungen, die sonst in den Wäldern außerhalb der Städte unterwegs sind, im urbanen Raum Flagge gezeigt und werden zukünftig hoffentlich mehr als Interessengruppe wahrgenommen. Sie haben gezeigt, dass sie sehr wohl in der Lage sind, sich zu organisieren und ihre Forderungen zu formulieren. Viel wichtiger ist jedoch, dass sie gezeigt haben, dass sie ganz normale Menschen sind. Menschen wie du und ich, Menschen wie die Verantwortlichen bei den verschiedenen Ämtern, die so fleißig die Mühlen der Bürokratie in Schwung halten, um nicht selbst zermahlen zu werden. Hoffen wir also, dass das Signal von München wahrgenommen wir und die Mountainbiker endlich nutzbare Flächen angeboten bekommen, die den Sport bündeln und die Entwicklung weiter beschleunigen. Durch diese Bündelung wird nicht zuletzt auch die Natur geschützt. Gibt es einen großen, geeigneten Platz von Seiten der Ämter, braucht sich niemand mehr Sorgen um illegal in den Wald geschlagene Lines machen – neue Trails entstehen nur dort, wo sie auch wirklich erwünscht sind. Wichtiger noch: Dann werden sich die Münchener zu Recht mit ihren international erfolgreichen Stars schmücken können und die Jugend hat auch in Zukunft ein sinnvolles, konstruktives Betätigungsfeld. München, die Weltstadt mit Herz, sollte zeigen, dass sie auch ein Herz für Mountainbiker hat. In diesem Fall würde auch von dieser dynamischen Stadt eine Botschaft ausgehen, die in ganz Deutschland positive Veränderungen bringen kann. Schließlich gibt es nicht nur in München Bikerinnen und Biker, die legale Trainingsmöglichkeiten in der Natur brauchen. Dass das nicht wirklich schwer zu realisieren ist, dürfte die Demonstration gezeigt haben. Mountainbiken in der freien Natur und der Schutz derselben sind nicht konträr, sondern gehen vielmehr Hand in Hand miteinander. Wir sind also nicht umsonst nach München gekommen. Wir wissen nun, wie viele wir wirklich sind und wie breit wir gefächert sind. Und gemeinsam lässt sich so manches bewegen.

Deshalb heißt es nun: drangeblieben! Die Demonstration darf nur der Auftakt gewesen sein. Wer es noch nicht getan hat, sollte Beschwerdebriefe nach München und Anfragebriefe an die eigene Kommune schicken, um darauf aufmerksam zu machen, dass in ganz Deutschland den Mountainbikern viel zu wenig Interesse entgegengebracht wird. Während Politologen, Erziehungswissenschaftler und Talkmaster sich den Kopf darüber zerbrechen, wie die Jugendlichen gesellschaftsfähig gemacht werden können und dem Trend der Verfettung entgegentreten können, haben wir die Antwort auf der Hand: MOUNTAINBIKEN. Nicht mehr und nicht weniger. In allen seinen Spielarten!

In diesem Sinne: Open Trails, nicht nur für München!

Bilder von Lisa Hardt, Jonas Bentele und Tobias Stahl

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