Weiter gehts - zweiter Teil des Skitests: Mehr noch als Freeride-Ski bin ich Tourenski gefahren, verständlicherweise nicht die ultraleichten, schmalen Tourenski, die nur im Aufstieg Freude bereiten, sondern solche, die Versuchen, den Diamir Slogan "Make it a perfect day" zu erfüllen: Leicht bergauf und mit Genuss bergab. Der erste Ski, mit dem ich eine kleine Tour von 200hm lief, nur um den Ski in Aufstieg und Abfahrt etwas kennen zu lernen, und anschließend noch über die harte Piste bewegte, war der Black Diamond Guru. An dem Ski passt eigentlich alles: Optik, Name, Image, Maße - aber wie schon der Kilowatt wusste er mich nicht wirklich zu überzeugen. Der Ski fährt, macht es dem Fahrer dabei aber unnötig schwierig, es fehlt im tieferen Gelände an Auftrieb, auf der Piste zeigt er sich passabel. Im Aufstieg gefällt natürlich das geringe Gewicht, aber vom Hocker gehauen hat er mich nicht. Nach dem zweiten Ski der Marke BD kamen mir ernsthafte Zweifel, ob es sinnvoll ist, sich als etablierter Kletter- und Alpin-Ausrüstungs-Hersteller in einen ohnehin schon überfüllten Markt zu drängen.
Der zweite Ski, mit dem ich mich auf den Berg auf machte, war K2s neuer Backup. An dieser Stelle eine Gratulation an die Marketing-Abteilung von K2, die Namen sind durchaus unterhaltsam: Backlight, Backup, OutBack, CoomBack... großartig! Die Optik des Backup steht stellvertretend für die komplette K2 BackCountry-Kollektion 09/10, die übrigens die Touren- und Telemarkkollektion der letzten Jahre zusammenführt [siehe auch hier] Doch was hat der Ski außer einem ganz netten äußeren zu bieten? Bergauf geht er sich, dank moderatem Gewicht, recht einfach, doch bergab braucht der Ski eine gute Portion Elan, um sich von einer Kurve in die nächste zu bewegen, ich habe schon Ski gefahren, die mehr Spaß machen. Auf hartem Untergrund lässt der Backup aber nichts anbrennen und liefert eine souveräne Performance.
In einer anderen Liga in Sachen Allround-Qualitäten spielt aber Scotts Aztec: Mit dem Ski bieten die Schweizer einen wahren Alleskönner: "Wenn ich eine Woche zum Skifahren ginge, und nur einen Ski mitnehmen dürfte - für Touren, Piste, Pulver, Sulz, Eis - der Aztec wäre in der engeren Auswahl" Bemerkenswert auch, bei wie vielen verschieden großen Radien der Ski sehr ruhig und entspannt Kantengriff aufbaut und für seine relativ geringe Breite überraschend gut aufschwimmt!
Noch etwas besser gefiel mir aber noch der Blizzard Free Cross, welchen ich folglich auch länger und in wirklich jedem Schnee gefahren bin: Harte Piste, Bruchharsch, leichter Pulverschnee und am Nachmittag tieferer Sulz. Um den Ski zu beschreiben, braucht es gar nicht vieler Worte: Einfach gut! Allerdings nur, solange der Schnee nicht zu tief wird, denn dann fährt auch der Free Cross U-Boot und braucht ordentlich Saft aus den Oberschenkeln. Für einen so schmalen und leichten Tourenski hat mir die Performance aber absolut gefallen, ein wirklich schöner Allrounder. Der meiner Meinung nach zweitbeste Ski unter den Tourern ist gleichzeitig auch der wohl schönste: Der Type B von Powder Equipment, einer mir durchaus sympathischen Marke, kommt sie doch aus dem schönen Konstanz am Bodensee. Doch Aussehen und Sympathie sind nicht alles, der Ski ist zudem leicht und für einen Tourenski schön breit. Auf der Piste fährt er sich noch ein wenig zittrig und braucht Druck auf dem Vorderski, doch je länger und carviger die Schwünge angelegt werden, desto mehr ist der Type B in seinem Element. Richtig überzeugen konnte er aber vor allem im Gelände: Souverän durch Problemschnee und seine Breite ausspielend im Sulz machte der Type B einen Klasse Eindruck! Für mich ein wirklich gelungeer Ski, der gleichzeitig noch richtig schick und exklusiv ist.
Welches aber der beste Ski war, den ich in den Tagen überhaupt gefahren bin, steht außer Frage: Mit dem Crusair ist Scott ein großer Wurf gelungen! Der Ski ist breit (128-92-112), leicht (2800g/176cm) und verfügt über ein perfektes Verhältnis von Flex zu Radius (18m). Trotz seines geringen Gewichts ist der Ski nie nervös, man kann damit richtig zügig heizen, auf der Piste carven oder im Pulver wedeln, auf der Buckelpiste von einem Hügel in den nächsten springen und den Sulz spritzen lassen - klingt euphorisch, und genau so habe ich mich auch nach jeder Abfahrt mit dem Crusair gefühlt.
Im Aufstieg punktet er durch sein geringes Gewicht, die Fellmontage ist nett, aber nicht wirklich nötig, da ich bei einem Ski dieser Breite bereits auf ein Splitfell setzen würde. Wo da der Haken an der Sache ist? Richtig, beim Preis: Hightech-Carbon lassen sich die Schweizer nicht nur bei den Fahrrädern bezahlen, für den Crusair werden wohl ziemlich genau 1000€ fällig. Sichtcarbon in seiner schönsten Form...Mit dem Crusair auf Tour...
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