Samstag, 5. Dezember 2009

Teile, Teile, Teile #15: Bos N'dee Federgabel

Teile, Teile, Teile - in dieser Kategorie stellen wir euch immer wieder spannende Produkte vor und vor einigen Wochen hat uns ein wirklich heißes Teil erreicht, das nicht länger auf der Festplatte eingesperrt bleiben darf: Die BOS N'dee.

BOS Suspension sagt euch nichts? Das sollte sich ändern. Denken wir zurück an die Zeit, in der Nicolas Vouilloz in traumwandlerischer Sicherheit Weltmeistertitel und World Cup Siege sammelte, wie niemand vor oder nach ihm. In dieser Zeit fuhr der Franzose Federungskomponenten, die niemand sonst verbaute. Hersteller dieser Teile war - genau - BOS Suspension aus Frankreich. Das Kerngeschäft der Franzosen ist im Rallysektor anzusiedeln. Unter anderem fahren die Mitsubishi Geländewagen von Paris nach Dakar auf BOS Fahrwerken... eine gewisse Parallele zu Fox Suspension kann also gezogen werden.

Mittlerweile ist BOS zurück im Mountainbike Markt und Nicolas Vouilloz ist wieder Testfahrer - die Familie ist wieder vereinigt und mischt damit den Federungssektor gewaltig auf.

Erstes Stück der Marke war die Idylle Pro Federgabel (mit externem Ausgleichsbehälter), die jedoch auch nur für Profis zu sein schien und zu Gunsten der Idylle schnell wieder vom Markt genommen worden ist. Die Idylle (in zwei Versionen, Standard und Ra(ce)Re(ady) erhältlich) ist eine reinrassige Downhill Gabel für den richtig groben Einsatz. Mit über 3kg Gewicht nicht ganz so leicht wie eine Rock Shox Boxxer, kann sie dennoch mit schierer Performance überzeugen. Jüngst hat sich das im einjährigen Dauertest vom Dirt Magazine gezeigt und deckt sich mit den Erfahrungen, die die ehemaligen Cannondale Teamfahrer Falco und Gernot Ruppert von ihren Ausritten im Downhill World Cup berichtet haben.

Das Konzept der großen Idylle - wenige, gut nutzbare Einstellmöglichkeiten und ein hochwertiges Innenleben, dass eine Saison quasi ohne Wartung problemlos überleben kann - ist nun von Bos in die erste Singlecrown Gabel der Marke übernommen worden. N'dee nennt sich das gute Stück und mit etwas unter 3kg bei 180mm Federweg liegt sie schon richtig gut in der Hand. Sehr schön: In der Originalverpackung finden sich gleich zwei Austauschfedern, die extrem einfach gewechselt werden können und damit eine einfache Anpassung an verschiedene Fahrergewichte ermöglichen. Um Gewicht zu sparen, sind die Federn ganz nebenbei aus Titan. Was sonst noch auffällt? Diese Gabel ist richtig dick und standardmäßig wird die 20mm Steckachse mit vier Schrauben geklemmt.

Das ist zwar im Falle eines Platten nicht die schnellste Lösung, aber mit Sicherheit immer noch die solideste und optisch cleanste. Insgesamt fällt also auf, dass die Gabel offensichtlich der unmittelbare Ableger der Idylle ist, was für eine sahnige Funktion sprechen würde und auch das Gewicht erklären kann. Für uns Endverbraucher muss ohnehin die Frage in den Raum geworfen werden, wie wenig Gewicht wirklich sinnvoll ist. Wenn sich das Mehrgewicht der BOS gegenüber einer Rock Shox Totem auch in ebenso gesteigerter Funktion und Haltbarkeit auszahlen würde, könnten viele Fahrerinnen und Fahrer wohl mit diesem Mehrgewicht sehr gut leben. Dennoch bleibt die Gabel mit fast 3kg ein kleines Stück schwerer als die Konkurrenz und qualifiziert sich dadurch in Deutschland für die richtig dicken Freeridebikes oder all jene, die so realistisch sind und Downhillstrecken in Deutschland auch mit 180mm. Genau wie die Totem von Rock Shox darf diese Gabel richtig hart rangenommen werden und sieht im direkten Vergleich erheblich schlanker aus - die Optik mit den schön rot eloxierten Einstellknöpfen und Deckeln macht einiges her.

Also rein ins Rad mit der Gabel. In unserem Fall ersetzt die N'dee eine Rock Shox Lyrik und das merkt man schon beim ersten Aufsitzen. Die Gabel baut etwas höher als die Lyrik und damit wird der Lenkwinkel flacher - liegt aber noch im angenehmen Bereich. Was jedoch sofort auffällt, sind nicht nur 500g mehr an der Front, sondern auch die extrem einfache Einstellung der Bos. Die Standardfeder passt bei unserem Fahrergewicht sehr gut und ansonsten gibt es nur die Zug- und die Druckstufe einzustellen. Kein High- oder Lowspeed, kein Bottomout, kein gar nichts. Das erinnert schon fast an den Rock Shox Vivid und ist eine angenehme Sache in den Zeiten der übermäßigen Verstellbarkeit. In jedem Fall ist es uns sehr leicht gefallen das ideale Setup zu finden, was auch sehr nah an den Herstellerempfehlungen liegt. Erwähnenswert: Die Verstellung erfolgt per Schlitzschraubenzieher - ein willkürliches Verstellen auf dem Trail ist damit nicht möglich. Leider aber auch kein absichtliches ohne Werkzeug. Hier zeigen sich wieder die Gene aus dem Downhill-Renn-Bereich, wir können bislang jedoch sehr gut damit leben, da es ja auch nur wenige Einstellungen zu tätigen gibt.

Was nun noch fehlt? Genau - der Praxistest. Keine Sorge, er wird kommen, doch die bisherigen Ausfahrten im flachen München haben nur eine Grundcharakteristik der Gabel abgebildet und die ist als "sehr angenehm" zu bezeichnen. Die N'dee funktioniert absolut sahnig und fühlt sich nach richtig viel Federweg an - ein Vergleich mit der vorher verbauten Lyrik 2Step ist nicht wirklich anstellbar, denn die BOS vermittelt echtes Downhillgabel Feeling.

Ende nächster Woche geht es mit dem Bike an den Bodensee und dort auf die ruppigeren Abfahrten, wo wir der Gabel auf den Zahn fühlen werden. Die Uphills werden ohne Absenkung deutlich schwerer fallen, doch im Kern geht es uns um die Abfahrtsperformance - diese Gabel will keine Allmountain Federung sein, sondern mit Speed bewegt werden. Genau das werden wir machen - das Video und den damit abschließenden erFAHRungsbericht gibt es ab dem 20. Dezember hier auf fallline productions und auf mtb-news.de. Dann werden wir sehen, ob sich das Mehrgewicht wirklich lohnt und ob die BOS den hohen Erwartungen wirklich gerecht werden kann.

Bis dahin dürfen wir euch mit zwei kleinen weiteren Video vertrösten. Im ersten testet Nicolas Vouilloz die 2010 kommende BOS Deville Gabel, die wir schon vor einiger Zeit hier vorgestellt haben. Alle aktuellen Informationen zur Gabel findet ihr hier. Die Deville wird für alle Lyrik oder Fox 36 Fahrer eine richtig heiße Alternative sein, vor allem, weil das Gewicht unter 2kg liegen soll. Wir sind gespannt - einen Test liefern wir euch, so bald die Gabel in good old germany verfügbar sein sollte.



Im zweiten Video gibt es erneut den schnellsten aller Franzosen zu sehen, wie er sein BOS Fahrwerk im Downhilleinsatz nutzt.


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