Samstag, 11. April 2009

UCI World Cup #1 Pietermaritzburg: Sam Hill Bike-Check

Never change a running system heißt ein beliebtes Sprichwort in jeder nur erdenktlichen Sportart. Jeder Speerwerfer hat seinen Lieblingsspeer, Maria Riesch fährt auf einem gebrochenen und anschließend reparierten Ski, weil sie mit ihm gewonnen hat.

In eben dieser Weise gehörte auch Sam Hill zu Ironhorse, das Sunday war sein Bike und der Fahrer und seine Marke wurden bald synonym verwendet. Zum Ende der letzten Saison gab es dann die große Sensation: Sam Hill sollte Team Monsterenergy-Ironhorse verlassen und zu einer Marke wechseln, die zwar im Mountainbike Business eine der Größten ist, im Downhill World Cup jedoch seit einiger Zeit absolut unterrepräsentiert war: Specialized.

Schnell wurden Gerüchte laut, das Bikepark-Bike Specialized Demo würde nicht mehr als den Namen für Sam's Racebike liefern, die Geometrie sei die eines Ironhorse Sundays. Andere hingegen waren sich sicher, dass Sam Hill auf egal welchem Demo niemals schnell sein würde, sei doch der Hinterbau absolut nicht für seinen Fahrstil geeignet.

Nun ist beim heutigen Qualifying zwar Sam Hill nicht unter den Top 3 zu finden, doch ist die Strecke mit einem sehr langen Tretstück für den Flatpedal Fahrer Hill auch nicht ideal - für ihn darf's gern eine Portion steiler, ruppiger und verblockter sein. Dennoch sieht er auf den Videoaufnahmen keineswegs langsam aus und wird am Sonntag Nachmittag im Finale zeigen, in welcher Form er momentan ist. Sein Bike sieht jedenfalls sehr gut aus und wer realistisch ist, wird feststellen, dass ein Sam Hill, genau wie auch alle anderen Topathleten dieser Disziplin, auf egal welchem Downhill Bike schnell wäre. Kraftstoff und andere Wannabe-DH-Bikes mal ausgenommen.

Die Bikes von Sam Hill waren schon immer detailverliebte Räder, die bis zur Perfektion getrimmt wurden. Leise und aufgeräumt sollten sie sein, mit vielen individuellen Lösungen die auch den Weg an viele Privatbikes finden sollten.

Auf dem Weg von Ironhorse hin zu Specialized hat Sam Hill viele seiner Sponsoren mitgenommen, jedoch gab es einie herausragende Änderungen. Anstatt der abgrundtief hässlichen WTB-Sättel sind die Teambikes nun mit SDG I-Beam Sätteln ausgestattet, eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Außerdem hat Sram das Bike komplett in Beschlag genommen und die FSA Gravity Light Kurbeln durch Blackbox Truvativ Komponenten ersetzt.

Der Rest des Bikes ist nach wie vor sowohl farblich, als auch technisch einwandfrei abgestimmt und mit vielen Teamonly-Parts garniert: vom grün eloxierten XO Schaltwerk über den gravierten Vorbau hin zur gelungenen Rahmenlackierung - das Bike sieht umwerfend aus und wirkt schon im Stand wie eine Rakete. Und das schreibt hier jemand, der eigentlich kein Fan des Demo-Doppel-Hinterbaus ist ;)

Selbstverständlich haben diejenigen, die schon immer wussten, dass Sam Hill einen Costumrahmen fahren würde, Recht behalten. Das war aber wiederum auch keine schwere Frage, fahren doch beinahe alle Profis spezielle Rahmen. Das Demo 8 von Team Monsterenergy Specialized weicht trotzdem nur in einigen wenigen Punkten von einem Serienrahmen ab. Das Innenlager ist gut 25mm tiefer als bei den Seriendemos, um mehr Kontrolle und Stabilität zu ermöglichen. Außerdem wurde der Federweg auf 203mm reduziert und ein 1.5" Steuerrohr aus dem Demo 7 verwendet, um extra flache Reduziersteuersätze für weniger Aufbauhöhe an der Front verwenden zu können. Experimentiert wurde auch mit der Kettenstrebenlänge. Hier entschied sich Sam für kürzere Kettenstreben, die das Bike deutlich handlicher machen und in Kombination mit dem tiefen Innenlager trotzdem noch genügend Laufruhe bieten. Als letzte Änderung gibt es an Sam Hills Bike nicht die Möglichkeit, verschiedene Dämpferaufnahmen zu wählen. Das spart einerseits Gewicht und sorgt andererseits für eine cleanere Optik. Insgesamt beläuft sich das Rahmengewicht (ohne Dämpfer) auf ca. 3,9kg, was ein guter, durchschnittlicher Wert ist. Immerhin wiegt ein Trek Session das gleiche - nur eben mit Dämpfer (Stabilität und Haltbarkeit tauchen in dieser Überlegung nicht vor ;) )
Möglicherweise wird es ein ähnliches Bike ab 2010 auch für uns Normalsterbliche zu kaufen geben, fehlt doch momentan ein echtes Racebike im Programm von Specialized.

Mit diesem Setup entspricht das Bike nun dem Fahrstil des jungen Australiers, der vermutlich schneller als jeder andere auf der Welt um enge, steile Kurven fahren kann. Er fährt ein bisschen weiter über dem Lenker als die meisten anderen Fahrer und steuert die Kurven von der Front her, nicht mit dem Hinterrad. Diese Gewichtsverteilung unterstützen die kurzen Kettenstreben und das tiefe Innenlager und sorgen dafür, dass es sich wie auf Schienen um die Kurven heizen lässt.

Morgen Nachmittag werden wir mehr wissen - dann wird der erste World Cup des Jahres 2009 gefahren sein und man wird sehen, ob das veränderte System trotzdem läuft.

Bilder von Fraser Britton, Infos über NSMB.com

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