Sonntag, 12. April 2009

Wenn alle draußen sind, wird dann das Draußen zum Drinnen?

Ja der Frühling ist unwiderruflich da!
Jetzt, da die Sonne wieder stärker und länger scheint, treibt es nicht nur die Blumen aus dem Boden - auch die Menschheit drängt mit aller Macht nach draußen. Ob Wald, Wiesen oder Straße: Gerade jetzt zur Osterzeit, in der die Berufstätigen Urlaub haben und das Wetter wieder warm und sonnig ist, zieht es viele an die frische Luft: Wanderer, (Motor)Radfahrer und auch die Autofahrer sind auf Tour.
Doch wie so oft wenn viele Individuen auf geballt engem Raum einander begegnen kommt es zu Konflikten. Einjeder beansprucht den ruhigsten Fleck, den klarsten See und den schönsten Weg für sich; will das Erlebnis Natur ungestört allein genießen und feindet alle weiteren Interessenten an. Woher kommt das?

Das Revierverhalten
Jedes Individuum benötigt einen Lebensraum, ein Revier. Im alltäglichen Leben ist das unsere Wohnung, unser Haus – hier haben wir Intimsphäre und fühlen uns sicher. Unser Revier ist dort, wo wir uns hauptsächlich aufhalten - gehen wir also vermehrt nach draußen verschiebt sich auch unser Lebensraum.
In der eigenen Wohnung ist man ungestört – es gibt keine Konkurrenz und in der Regel haben auch nur wir alleine einen Schlüssel zu unserem trauten Heim. Draußen ist das anders. Plötzlich sieht man sich Rudeln von Nordic-Stalkern, Wanderern und Mountainbikern gegenüber. Schnell schließt man sich seiner spezifischen Art an, um nicht von den anderen gefressen zu werden.
Automatisch entstehen Rivalitäten, denn der Lebensraum ist begrenzt. Es gilt das seit jeher bekannte Naturgesetz: „Fressen oder gefressen werden“
Jede Art beginnt Feindbilder zu entwickeln und Konflikte zu schüren. Interessant ist hier, dass es einige Spezies zu geben scheint, die miteinander nicht in Rivalität stehen, wie zum Beispiel der Homo viator humilis (gemeiner Wanderer) und sein naher Verwandter, der Homo septentrionalis peditis (nördlicher Fußgänger, auch bekannt als Nordic-Walker).
Auch im gesellschaftlichen (deutschen) Alltag finden wir diese Feindbilder und Konstellationen immer wieder. Als bekanntes Beispiel dürfte die seit fast einem Jahrhundert währende Rivalität im „Revier“ zwischen dem VFL Bochum, Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 herhalten, wie unsere lieben Freunde aus dem Ruhrpott beipflichten werden.
Viele Autofahrer finden sich durch die links überholenden, selten zu schnell fahrenden Motorräder provoziert und meinen Sheriff spielen zu müssen. Vielleicht sind das die gleichen Persönlichkeiten die (Geh-, Regen)Stöcke in die Speichen der Radfahrer werfen, ohne sich der eventuellen Folgen und Konsequenzen im Klaren zu sein.
Schwarze Schafe gibt es sicherlich überall, auch bei den MTBern. Ein wenig Psychoanalyse hilft hier weiter, auch wenn bereits mit deutlich weniger Aufwand den meisten geholfen ist. Schon fünf Minuten Selbstrefflektion pro Tag hilfen, den Sheriff in sich zu besiegen.

Bleibt nur noch eine Frage: Wer ist am Besten an den Lebensraum „Draußen“ angepasst, wer hat seine ökologische Nische gefunden und kann sein Revier behaupten?
In diesem Sinne: Frohe Ostern!


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Vielen Dank an Jonas für diesen belebenden Beitrag! Mehr in diesem Stile wird es in Zukunft unter dem Label "Gedanken" zu lesen geben.

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