Samstag, 3. Oktober 2009

Das Mountainbike – Pferd der Neuzeit?!

Begegnet ein Geländeradsportler im Gebirge einem Wanderer, so ist dessen Reaktion vollkommen unvorhersehbar: Vom freundlichen Gruß, der als Gesprächsauftakt dienen soll, bis zum unflätigen Schimpfwort, das als Todeszauber fungieren will, ist ungefähr alles möglich.
Die hierfür angeführten Gründe sind vielfältig: Von der Bodenerosion bis zum rüpelhaften Benehmen der „Biker“ (Das sind doch die Tätowierten mit den lauten Harley Davidsons, oder?) hört man alles. Aber so ganz schlüssig erscheint mir diese Argumentation nicht. 


Ganz im Gegenteil, mir drängt sich der dringende Verdacht auf, dass die Ursachen für die (fehlende) Sympathie an anderer Stelle liegen, tiefer, im Unterbewusstsein und historisch geprägt. Das Problem ist nämlich: Mountainbiker werden nicht als Mountainbiker betrachtet, sie werden gewissermaßen verwechselt, und zwar mit Rittern. Ganz genau, mit den schwer bewaffneten und dick gepanzerten, düster dreinschauenden Streitkräften des Mittelalters, die hoch zu Ross die Wege vergangener Zeiten bevölkerten.


Die Analogie sticht sofort ins Auge, der Geländeradsportler sitzt nicht auf einem gezüchteten Rappen, sondern einem hochgezüchteten Radel, trägt ebenfalls Protektoren und gegebenenfalls Vollvisierhelm und jede Menge Ausstattung mit sich herum und ist, genau wie der Reiter, einfach schneller unterwegs. Für den Wanderer, den einfachen Mann, fällt es da schwer zu differenzieren: Habe ich es mit einem edlen Lord zu tun, oder thront auf diesem hohen Ross ein böser Raubritter? Deshalb auch die unvorhersehbaren Reaktionen: Respekt und Anerkennung für den gerechten Gutsherren, der seinen (Draht)Esel beherrscht, Unmut und Beleidigungen für den mordenden und brandschatzenden Rüpel, der seinen Untersatz Steine schleudern lässt und rücksichtslos vorbei prescht.


Leider ist diesbezüglich kein Ende in Sicht, denn die aufkommenden 29“ Räder unterstützen diesen Effekt noch – der Fahrradfahrer thront noch höher, noch bedrohlicher über dem Wanderer, als hätte er einen noch größeren Hengst im Stall, bereit, jederzeit sein Schwert auf den ohnehin schon geknechteten Bauern niedergehen zu lassen.


Noch nicht überzeugt? Die Parallelen zwischen Pferd und Rad gehen noch weiter: Wege, die einst angelegt wurden, damit Prinzen sie hinauf reiten können, eignen sich heuer perfekt zum biken. Der Bunnyhop Weltrekord liegt irgendwo bei 140cm – Hindernisse beim Dressurreiten weisen eine ähnliche Höhe auf. Bikes lassen sich schieben – Pferde auch.


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