Dienstag, 6. Oktober 2009

Oberammergau - Danke!

Ober-ammer-gau. Vielen von euch sollte der kleine aber feine und immer feuchte Park am Südrand Bayerns bekannt sein. Auf der variantenreichen Abfahrt mit viel spaßigen Abschnitten kommt so ziemlich jeder Biker auf seine Kosten. Oder besser kam? Noch ist der Park geöffnet, doch zum 18. Oktober wird einer der in meinen Augen schönsten Strecken Deutschlands das Licht ausgeblasen (Bericht).

Die Probleme waren schon seit der Saisoneröffnung 2009 bekannt (Beitrag auf mtb-news.de), als der geplante Ausbau der Strecken wegen Unsicherheiten in der Vertragsgestaltung nicht vorangetrieben werden konnte und klar wurde, dass möglicherweise der Lift würde verkauft werden müssen. Die Mountainbiker haben in dieser Saison alles gegeben, um zu zeigen, dass der Park beliebt ist und bleiben muss, doch was nutzt das alles, wenn von Seiten der Gemeinde kein Interesse zu bestehen scheint? Alle Details, die zur Schließung geführt haben, findet ihr hier im Interview mit dem Betreiber Tobias Baab.

Was ist nun zu tun? Für 2010 kann in Oberammergau nichts mehr getan werden, 2009 geht jedoch noch eine ganze Menge. Der Park hat noch über eine Woche geöffnet und es wäre wirklich schön, wenn am letzten Tag noch mal eine richtig große Schlange vor dem Lift stehen würde um zu zeigen, dass der Park Menschen nach Oberammergau zieht. Außerdem wird an diesem Sonntag, dem 18. Oktober, auch alles verkauft, was im Bikeshop und -park zu haben ist.

Wer noch nie vor Ort gewesen sein sollte, dem kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Wie das? Lest einfach hier unseren Bericht vom Ende des letzten Jahres und nutzt die kommenden Tage, um vielleicht doch noch ein mal nach Oberammergau zu fahren. Bald ist es zu spät dafür - in der Gemeinde gibt es sonst für uns Mountainbiker nichts mehr zu wollen.

"Fahr'n ma am Wochenende nach Oberammergau?", fragt mich Nus an einem schönen Herbststag, kurz vor Saisionende. Wer will da nicht noch Mal so richtig sein Bike ausfahren gehen? "Klar", anworte ich und hake gleich nach: "wo iss'n des überhaupt?". Eine kleine Anfrage bei Googlemaps hilft uns auf die Sprünge: Kurz vor Garmisch, östlich von Füssen und südlich von München – gute 220km zu fahren. Nichts wie hin.

Und los geht die Planung.

Auto verfügbar? Ja!

Bikes einsatzbereit? Ja!

Was wird uns in Oberammergau erwarten? Keine Ahnung!

Die ersten Suchergebnisse im Internet sehen vielversprechend aus, der markante Hausberg würde auch noch zu einer Klettertour einladen. Aber wir wollen Biken. Was kann der Park? Die Streckenbeschreibungen klingen vielversprechend und die Ansage, dass jeden Montag der Park zu Streckenpflege gesperrt sei, lässt uns als Hardtailpiloten aufhorchen. Bremswellen, der größte Feind aller Hardtailfahrer, sollten also eher weniger vorhanden sein. Und falls es doch zu viele geben sollten, leihen wir uns einfach ein Fully. Wie es der Zufall wollte, machte nämlich genau an unserem Wochenende die Shimano-Truppe in Oberammergau halt, um dem geneigten Mountainbiker eine adäquate Testfahrt mit der neuen Saint-Gruppe zu ermöglichen. Unaufhaltsam steigen die Chancen auf ein klasse Wochenende. Nur die Frage der Übernachtung will sich nicht so einfach lösen lassen. Für wenig Geld nah am Park übernachten? Keine Chance. Wir haben aber auch nicht richtig gesucht. Die fixe Idee, einfach auf dem Parkplatz im Schlafsack zu übernachten, wollen wir einfach in die Tat umsetzen. Also nichts wie auf nach Oberammergau!

Es ist Samstag Mittag, so etwa gegen 12 Uhr, als wir auf den Bikepark-Parkplatz einbiegen und uns daran machen, die Bikes auszuladen. In geringer Entfernung stehen sie: die berühmten Drops und der noch viel bekanntere, richtig große Wallride von Oberammergau. Während ich gerade versuche, mein Hinterrad in die horizontalen Ausfallenden meines Santa Cruz Chameleons zu drücken, kommt ein anderer Biker winkend auf uns zu gelaufen. Was der wohl will? Ahhhja, zwei Tageskarten zum Preis der Halbtageskarte verkaufen. Es sei viel zu matschig, mache keinen Spaß, unfahrbar - so seine Erklärung. Matschig? Klar, die letzten Tage waren nicht gerade trocken und der Hang wird dementsprechend feucht sein. Aber unfahrbar? Das wollen wir doch erst Mal sehen!

Ohne Matschreifen und mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitzen wir kurz darauf im Lift. Mir fällt auf, dass wir eigentlich recht wenig über den Park wissen. Es soll eine Downhillstrecke geben und Northshore-Konstruktionen aber auch irgendwas in Richtung 4x / Racestrecke. Eine kleine Nachfrage beim netten Herrn, der die Bikes aus dem Lift nimmt, ergibt Aufschluss – eine Line startet oben und verästelt sich den Berg hinunter. Außerdem gibt es immer wieder schön gemachte, abwechslungsreiche Northshore-Lines entlang der festen Strecke. Das klingt simpel und gut - auf geht die schnelle Fahrt. Nach zwei Abfahrten haben wir uns gut orientiert und kennen die Schlüsselstellen. Und wir wissen, warum unser Kollege vom Parkplatz keinen Bock mehr gehabt hatte... die von oben aus betrachtet rechte Seite des Hangs ist eine einzige Rutschpartie, nasse Wurzeln, tiefer Matsch und ausgefahrene Stellen noch und nöcher – ein riesen Spaß. Obwohl die Strecke nicht danach aussieht, als ob sie jeden Montag von oben bis unten gepflegt wird, macht sie einfach Laune. Schnelle Passagen am Anfang wechseln sich mit einem kurvenreichen Mittelteil ab. Zwischendrin gibt es immer wieder viele Möglichkeiten, die eigene Linie zu suchen und somit dem Matsch auszuweichen. Ebenso plötzlich wie vorhersehbar kommen dann die ersten Stürze im matschigen letzten Teil der Strecke. Max, der aus Rosenheim zu uns hinzugestoßen ist, gibt sich eine satte Matschpackung, als er auf einem Rotwild Leihrad eine sehr kreative Line versucht und den eigentlichen Absprung präzise verfehlt. Auch Nus hat es schon zu Boden gezogen, ein unfreiwilliger X-Up während der Fahrt zwang ihn zu einem eleganten Abgang. Wer ist noch nicht gestürzt? Genau, ich. Es ist gerade 400m her, dass ich das meinen Freunden mitgeteilt habe, da robbe ich aus dem Schlamm zurück zu meinem Bike… hätt’ ich doch bloß den Mund gehalten! Die Schadenfreude der Freunde ist umso größer!

Am Ende des Tages rollen wir ermüdet aber schwer zufrieden an den Bikewash, spritzen den Matsch oberflächlich weg und widmen uns einem feinen Abendessen am Auto. Maggi Schinkennudeln. Schon lange ist die Sonne hinter den Bergen untergegangen. Die Dämmerung bricht herein und wir packen die Bikes ins Auto und uns auf den Boden daneben. Es ist sternenklar geworden. Und kalt. Nebeneinander liegen wir in den Schlafsäcken, reflektieren noch ein bisschen den Tag und schauen einfach nur gen Himmel – unzählige Sterne drängen sich über uns am Firmament. Schön? Wunderschön!

Gerade, als sich der nächste Morgen ankündigt, erwachen wir. Uns umgibt eine eisige Frostlandschaft – der Winter kommt, keine Frage. Bei leckerem Köln Schoko Kirsch Müsli an eisiger Milch planen wir den nächsten Tag und sind als erste am Lift. Ein herrlicher Biketag beginnt, wir treffen die Lines noch besser als am ersten Tag und kommen richtig in Schwung. Vielleicht ein bisschen zu gut. Der große Wallride wird mir zum Verhängnis. Der Abgang reißt die Kapseln im kleinen Finger und dem Ringfinger. Ende Gelände? Nein – mit Camcorder und Kamera bewaffnet fahre ich zusammen mit Nus und Max noch zwei Mal auf den Berg und mache ordentlich Fotos und Video, damit wir uns noch länger an dieses gelungene Wochenende in Oberammergau erinnern können. Und damit Ihr nicht nur lesen, sondern auch bestaunen könnt, wie schön es in Oberammergau sein kann. Es lohnt sich!

Wir sehen uns im Park.

Tobias und Stefanus Stahl

Nähere Informationen (Preise, Leihbikes, etc.) zum Park gibt’s hier:

http://www.bikepark-oberammergau.de/

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