Freitag, 2. Oktober 2009

Innovate or Die

Innovate or die - dieses Motto hat sich Specialized auf die Fahne geschrieben - doch die ganze Bikeindustrie strotzt nur so vor Innovationslust. Kein Hersteller, der nicht jedes Jahr Neuheiten auf der Eurobike, der Interbike, beim Sea Otter und der Taipei Bicycle Show präsentiert. Einige Modelle werden jedes Jahr gerelauncht, upgedatet, ja, neu erfunden. Jedes Jahr: Die Revolution. Jedes Jahr: Neu. Leichter. Besser. Schneller. Steifer. Höherer STW- und niedrigerer Q-Wert. Neue, alle internationale Standards. Oversized. BB30. E2, Conehead, Tapered Steerer. Die Fahrradbranche scheint voller heller Köpfe zu sein - nicht nur in der Entwicklung, sondern auch (oder gar vor allem?) Im Design und dem Marketing.

Mit dem Vorjahresmodell zu fahren ist fast nirgendwo schlimmer als beim Mountainbiken, die wenigsten Teile erlangen Kultstatus, bei den meisten ist einfach die Funktion "Völlig überholt". Jedes Jahr glaubt man : Besser geht's nicht. Bis nächstes Jahr. Dann glaubt man wieder das gleiche.


Wo führt das alles hin? Entwickelt die Bikebranche in die richtige Richtung? Kann man die Produkte von heute noch signifikant verbessern?

Eine mögliche Antwort auf diese Fragen wollte Ghost dieses Jahr auf der Eurobike geben und zeigte ein Projektbike, was in mittel ferner Zukunft Realität sein könnte.

Auf den ersten Blick sieht das Bike zwar Up-to-date aus, aber nicht wie von morgen. Die Visionen der Denker stecken eher i Detail: Hinter der Hammerschmidtkurbel sitzt ein 500W Elektromotor, der den Fahrer zur Not auch von allein den Berg hochzieht, auf einer der 18 immer noch existierenden Getriebeübersetzungen garantiert. Der Strom für den Motor ist im kleinen aber leistungsfähigen Akku darüber gespeichert - und damit ihm nicht die Puste ausgeht, bedient man sich Technologien, die an Sciene-Fiction Komiks erinnern:

Induktionsfederung - die Technik, die bisher schon im Erlebnispark fallende Aussichtskreisel bremst, soll auch in der Federung zum Einsatz kommen, die Federung durch Induktion übernommen und dabei Strom erzeugt werden. Die Bremsen / Naben gewinnen Energie, wenn man das Rad bergab verzögert und zu guter letzt: Der Lack macht Licht zu Strom und speist den Akku.

Klingt wie von übermorgen. Ist es wohl auch. Wollen wir das? Ich weiß es nicht. Den Berg mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit hochzufliegen, klingt verlockend. Das ganze Umweltschonend auch. Aber ob es nötig ist? Wohl kaum. Ob es Realität wird? Vielleicht. Pedelecs stehen jetzt schon beim Händler, elektrisch gedämpfte Gabeln werden vorgestellt - in Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der sich die Bikeindustrie - unter Einfluss der Elektroindustrie - entwickelt, könnten solche Visionen schneller als man glauben mag Realität werden.

Diesem Wandel bin ich aber durchaus dankbar, auch wenn er erschreckend erscheinen mag, denn ich verzögere lieber mit Scheibenbremsen, als mit Cantis, und alles in allem würde ich sagen: Die Innovation der letzten 25 Jahre Mountainbike-Geschichte sind durchweg positiv und die Freude am Fahren vergrößernd. In diesem Sinne: Innovate or Die!

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