Freitag, 20. März 2009

Bombenkrater vernichtet - politischer Fehlgriff in München!



Wie eine Bombe schlug am 14.03. die Nachricht ein: vernichtend, verheerend. Ohne Vorwarnung - ohne nachvollziehbaren Sinn. Am 16.03. sollte die legendärste Dirtjumpanlage Deutschlands, der Bombenkrater in München, dem Regulierungswahn der deutschen Behörden zum Opfer fallen. Über 20 Jahre sinnvoller Jugend- und Erwachsenenarbeit wurden an diesem 16.03. ein Fraß der Behörden. In Begleitung von Ordnungshütern rückten zwei Bagger an, um die liebevoll gestaltete Anlage an der Isar dem Erdboden gleich zu machen und eine bislang geduldete Freizeitattraktion für jeden Mountainbiker zu zerstören. In Zeiten von allgegenwärtigen Klagen über die Untätigkeit der Jugend, die sich vermehrt nur noch vor dem PC und im Internet betätigt, ist dies ein Schlag in die Gesichter aller der Jugendlichen und jungen Menschen, die die Natur noch zu schätzen wissen und im Freien ihren Sportarten nachgehen. Keine Woche zuvor hat ein jugendlicher Amokläufer in Baden-Württemberg ein grauenvolles Massaker angerichtet und trotzdem scheinen alle, die in diesem Bereich Verantwortung zu tragen hätten, die dramatischen Zeichen unserer Zeit zu verkennen. In Talkshows, Zeitungen und anderen Medien analysieren sich sogenannte "Experten" zu Tode, während sie über die heutige Jugend schwadronieren. Tatsächlich haben sich viele Jugendlichen in politischer Apathie der gesellschaftlichen Isolation hingegeben. Viele Jugendliche neigen zu zerstörerischen Handlungen und auch die immer weiter fortschreitende Verrohung der Gesellschaft ist nicht von der Hand zu weisen. Nebenbei vollführen unsere Jugendlichen, die Zukunft Deutschlands, momentan einen beunruhigenden Rechtsruck, der uns möglicherweise schon bald tiefgreifende gesellschaftliche Abgründe vor Augen führen wird. Was man diesen jugendlichen bieten kann? Raum, sich zu entfalten. Chancen, Sport zu treiben. Natur, die sie mitgestalten können. München ist an dieser Stelle als eine der wichtigsten und sportlich aktivsten Städte Deutschlands in einer bislang ungenutzen und offensichtlich von Seiten der Behörden unerkannten Vorreiterrolle. Von München können, sollen und müssen Impulse im Bereich Jugendförderung und Öffentlichkeitsarbeit ausgehen. Mit den Alpen vor der Haustüre bietet sich kaum eine Großstadt in Deutschland mehr für den Mountainbikesport und seine vielen Facetten an. Neben Nürnberg und dem Pott ist es München, dass das Zentrum der Deutschen Dirt und Streetszene darstellt.

Durch die Zerstörung des Bombenkraters hat sich diese Stadt selbst um den etablierten Kern der Szene gebracht, mit dem man hätte verhandeln können, der für die bürokratisch abgesicherten Organe greifbar und zugänglich ist. Das nach dem Einschlag des Landratsamtes zurückbleibende Vakuum wird nur durch eine öffentliche, von der Stadt getragene und vor allem großflächige neue Anlage zu füllen sein, die nicht irgendwo außerhalb, sondern so zentrumsnah als möglich anzulegen ist. Bis diese Lösung jedoch gefunden ist, wird - so viel ist bei der bürokratischen Unbeweglichkeit der naturversessenen Ämter bereits vorhersehbar - es eine Zersplitterung der aktiven Szene geben. Gemeinsam werden die Mountainbiker, die nun möglicherweise auch noch die malerischen Isar-Trails verlieren werden, gegen die Ignoranz der Behörden vorzugehen haben. Unter diesem Deckmantel wird sich jedoch die Zersplitterung bemerkbar machen. An vielen Stellen werden kleinere Anlagen entstehen und jeder vertriebene Mountainbiker wird eine Möglichkeit zur Kompensation suchen. Was hier passiert, ist die gezielte Stigmatisierung einer Sportart als Umweltfeindlich. Die Zerstörung bislang geduldeter Anlagen treibt die Mountainbiker, die von Schlaftabletten wie Rudolf Scharping mehr als unzureichend vertreten werden, immer weiter ins Abseits. Die von den Umweltämtern in Deutschland vorgebrachten Erklärungen sind an Doppelmoral kaum zu überbieten. Während an vielen Stellen der Umwelt mächtig auf den Pelz gerückt wird, kann den Mountainbikern oft nicht einmal eine Industriehalde zur Verfügung gestellt werden. Bodenerosion, Erdverdichtung, Einschränkung der Kuhhaltung. Das waren beispielsweise die Gründe für die Schließung einer kleinen (300m²) Mountainbikestrecke im Bodenseeraum. Auf Grund der (umgänglichen) Dirtjumps sei die Beweidung nicht mehr möglich, so die Begründung des zuständigen Amtes und dessen Mitarbeiter. Tatsächlich war eine Kuh jedoch problemlos in der Lage, das gesamte Gelände zu durchqueren und da seit mehr als drei Jahren keine Kuh mehr die Fläche betreten hatte, war dies ohnehin nicht sonderlich von Bedeutung. Für das Umweltamt jedoch Grund genug, in Kooperation mit dem Landratsamt der Strecke das Aus zu verkünden. Die für die Jugendarbeit zuständigen Stellen spezialisieren sich darauf, Orte zum gemeinsamen Besäufnis zu realisieren, vergessen jedoch, dass es durchaus gesund und gesellschaftsbildend sein kann, wenn Jugendliche gemeinsam Sport treiben. Da auch in Deutschland nicht jeder Fußball oder das in der Krise steckende Handball spielen will und Turnen eher in den Zeiten Bismarks aktuell war, ist es an der Zeit den Horizont zu erweitern. Mountainbiken und vor allem Dirt und Streetfahren liegt immer mehr im Trend und verbindet auf ideale Weise den Outdooranspruch unserer heutigen Zeit mit ökologisch sinnvoller Fortbewegung. Und das beste: Mountainbiker gestalten ihre Strecken selbst. Von Seiten einer Kommune müsste nur eine Fläche freigegeben werden, den Rest würde die entsprechende Zielgruppe selbst bewerkstelligen. Keine Hallen, kein Stromverbrauch, kein versiegelter Boden. Kein CO2 Ausstoß. Mountainbiken ist an für sich sehr umweltfreundlich.
Wenn jetzt jedoch die Hatz auf die ohnehin schon selten gewordenen Strecken Deutschlands gemacht wird, sollten sich die zuständigen Kommunen und selbsternannten Umweltexperten nicht wundern - die Mountainbiker fahren dann eben mit dem Auto über die Grenze, um ihren in ihrer Heimat nicht akzeptierten Sport zu praktizieren. Dabei wird die Umwelt belastet und die Wirtschaft im Ausland gestärkt. Ist das das Signal, dass mit Nacht- und Nebelaktionen wie der Zerstörung des Bombenkraters gesetzt werden soll? Wenn dann noch die Ordnungswächter die gegen die Zerstörung protestierenden Mountainbiker als "irre" bezeichnen und ihnen nahe legen, doch ein anderes Hobby auszuüben, dürfte sich keiner mehr fragen, wo der Denkfehler liegt. Die Ignoranz der Behörden und die mehr als denkwürdige Dreistigkeit, mit der von ihnen über Mountainbiker geurteilt wird, zeigt eines ganz deutlich: diese Menschen haben die Veränderungen der Zeit nicht verstanden und scheinen auch nicht begriffen zu haben, dass der Mensch sich nicht der Natur zu beugen hat.
Das klingt drastisch und ist doch wahr.
Die Lösung könnte so einfach sein.

Allen Mountainbikern in und um München sei an dieser Stelle meine volle Unterstützung zugesichert - ich denke, dieser Artikel zeigt das ganz gut. Ride on!
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Zeitungsbericht der SZ
Bilder von BKM-SE und Flowzero, vielen Dank euch beiden.

2 Kommentare:

  1. Teilweise einfach nur noch traurig was in der Richtung passiert. Wir waren hier am Niederrhein auch von einem ähnlichen Problem betroffen. Und zwar wurde plötzlich und aus bis heute nicht bekannten Gründen, ein Dirtspot abgerissen, der in jahrelanger Arbeit, von den älteren Locals IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER STADT, aufgebaut wurde. Als Notlösung wurden hier also anschließend immer wieder kleinere illegale Spots gebaut, die natürlich auch immer wieder entfernt wurden. Nachdem wir jetzt 2 Jahre lang gekämpft haben um auf der alten Stelle eine neue Strecke zu bauen, bekamen wir endlich grünes Licht. Dabei hatten wir eine riesige Unterstützung von einem hiesigen Bauunternehmer und anderen Sponsoren, welche ca 99% der Kosten tragen. Die Strecke ist umzäunt, hat einen begehbaren Container (zur Lagerung von Werkzeug, erste Hilfe Ausrüstung etc.), wir pflegen die Hügel regelmäßig und außerdem ist ALLES vom TÜV abgenommen und für gut befunden worden. Man könnte also sagen ein Musterbeispiel. Und jetzt kommts: Bis heute versuchen immer noch regeläßig, verschiedene Instanzen, unter den lächerlichsten Vorwänden, uns diese Arbeit kaputt zu machen. Was ich damit letztendlich sagen will ist, dass diese Strecke ja quasie schon der nächste Schritt ist und trotzdem immer noch genug Kleingeister, damit nicht zurecht kommen.Vieleicht sollten wir alle einfach mehr Drogen nehmen, pöbeln, randalieren, Fernsehn glotzen und uns sonstwie sinnlos die Zeit vertreiben. Armes Deutschland.

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  2. Schöner Spot.Bin traurig, war gerne dort.Ich fahre halt dann "schwarz" wo anders - bevorzugt durch Naturschutzgebiete , weil dort eben keine meiner Artgenossen sind, ausser die die ich schätze - Biker.
    Kenne es nicht anders als dauernd illegal fahren zu müssen.Hab egal wie 2 Stunden zu nem Bikepark...
    Die nächsten Trails 38min mit dem Zug - alles Naturschutzgebiet.Tja.Ich werde jedenfalls meiner einzigen Sucht weiter nachgeben...und München bald nur noch mit "Bahn und Umsteigen " oder Vorbeifahrt mit dem Auto assoziieren.Mein Beileid an alle Bombenkraterbiker und viel Glück mit dem nächsten Spot!

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